Nun liegt mein gemeinsamer Messe-Tag mit den Fairplayern bereits zwei Wochen zurück. Nachdem ich gestern drei der Neuheiten testen konnte, verbinde ich die Schilderung der Eindrücke zur Messe und dieser Spiele jetzt einfach mal.
Zunächst meine persönlichen Eindrücke nach meinem ersten Nürnberger Messebesuch: Die Flut der Informationen ist eine viel dichtere als in Essen, wo zumindest ich noch sehr viel selbst spiele. Bei der Spielwarenmesse erhält man zu allen Spielen eine kurze Erläuterung, testet aber selbst gar nicht. Wie auch: Meist liegen ja nur Handmuster vor. Ein nicht ganz luftig gepackter Terminplan brachte uns von Verlag zu Verlag und abgesehen von den Neuheiten gab es auch einige Infos über das Drumherum wie Verkaufszahlen, Überlegungen zu Produktlinien, Argumente für bestimmte Entscheidungen. Eine manchmal nicht ganz unknifflige Aufgabe ist es dann, ohne eigenes Spielerlebnis die Berichte zu schreiben….
Gestern konnte ich drei der Neuheiten testen:
Zunächst Venedig von Klaus-Jürgen Wrede, bei Amigo erschienen: Die Lagune wird entsumpft und auf den trockengelegten Bauplätzen werden verschiedene Gebäude errichtet, die auf unterschiedliche Weise punkten. Meist werden hierzu mehrere passende Karten benötigt, die man auch in Kooperation zusammenschmeissen kann. Dann gehen Punkte an alle Bauenden. Auf der Siegpunktleiste werden besetzte Felder nicht mitgezählt, so dass es Spass macht, von hinten kommend die vor einem Liegenden zu überspringen und dann am besten so vorzupreschen, dass die es einem nicht sofort nachmachen können. Mein erster Eindruck: Es dümpelte wie ein lahmer Kahn vor sich hin. Mit den eigenen Handkarten waren die Entscheidungen meist sonnenklar vorgegeben. Durch ein Handkartenlimit wird dies verstärkt, wobei dieses wiederum benötigt wird, da sonst niemand kooperieren würde.
Gleich zwei Partien Portobello Market schlossen sich an, die beide recht unterschiedlich verliefen. Im ersten Spiel hat jeder einfach mal ausprobiert und aus dem Bauch heraus gespielt und dies führte zu sehr großen Abständen in der Gesamtwertung. Da man nur dort punktebringende Stände einsetzen darf, wo der Bobby steht, und man für dessen Bewegung Siegpunkte bezahlen muss, wurde zunächst versucht, hierdurch die Mitspieler in Bezahlungsnot zu bringen. Diese einzelnen sind aber nur Peanuts, wenn es darum geht, über die Multiplikations-Plättchen für einzelne Gebiete 20 oder gar in einem Fall bis zu potenziell 80 Punkte abzuräumen. Auch nach der zweiten Partie war klar: Da ist noch Optimierungsbedarf, um solche Vorlagen zu vermeiden. Ich persönlich würde auf jeden Fall weitere Partien anschliessen.
Zum Abschluss durften wir uns noch als Alchemisten betätigen (Alchemist ist von Carlo A. Rossi bei Amigo). Man kann aus 5 Zutaten Tränke brauen. Entweder man „erfindet“ selbst einen Trank, dessen Zusammensetzung und Siegpunktertrag man also vorgeben kann (bei 10 Tränken ist alles zwischen 1 und 10 Siegpunkten vertreten), oder man kopiert einen Trank eines anderen Spielers. Die eigenen Tränke kann man immer nur einmal brauen, profitiert aber durch Einsammeln von Zutaten, wenn sie kopiert werden. Eine der Zutaten wird einem zugelost, für deren Umsatz man sorgen sollte: Zum Spielende gibt es eine Extra-Wertung für die am meisten verbrauchten Zutaten. Also hat man zweierlei Interesse: Zum einen braut man am besten die siegpunktträchtigsten Tränke, zum anderen ist es nett, der eigenen Zutat zu einem hohen Durchsatz zu verhelfen. Irgendwie lagen wir bei Spielende dann aber alle ganz nah zusammen. So richtig vom Hocker gerissen hat es mich nicht, zu einer oder zwei weiteren Partien würde ich mich aber überreden lassen.
Nachtrag zu Portobello Market: Wir haben mit einem Regelfehler gespielt. Ich zitiere direkt die Angaben, die mir Autor Thomas Odenhoven in seinem Feedback per Mail gesendet hat: „Denn bei der Distriktwertung wird nicht der WERT der eigenen Marktstände mit dem Multiplikator mal genommen, sondern nur die ANZAHL der eigenen Marktstände. Mit dieser Regel haben wir die 1er-Plätze releativ gesehen aufgewertet, da sie hier gleich viel wert sind wie die 3er-Plätze.“ Damit liegt die maximal mögliche Punktzahl bei der Distriktwertung bei 64 Punkten.
Hallo Katrin,
das hatte ich mir auch beim lesen gedacht, dass da was mit der Wertung nicht stimmen kann. Aber solche Kleinigkeiten machen manchmal eine Menge aus. Bei Wikinger (HiG) ist mir das gleiche passiert und die erste Partie war für die Tonne – nach nochmaliger Regellektüre hat sich alles aufgeklärt und nun ist das Spiel 1a! 🙂
Viel Spaß beim spielen weiterhin,
Björn aus Hannover