Der gemeine Gebrauchtwagenhändler hat nicht den besten Ruf: Versteckt sich doch unter der Lackschicht nur zu oft eine schrottplatzreife Rostlaube. Sie scheinen noch eine weitere Eigenschaft zu haben, die GEBRAUCHTWAGEN HÄNDLER (unfreiwillig) thematisiert: eine ausgewachsene Rechtschreibschwäche! Dies ist zumindest meine freundlichste Erklärung für die Orthografie-Kapriolen, auf die man bei diesem Kartenspiel stößt.
Abgesehen davon ist es ein rechtes Spaßspiel: Man verkauft obskure Autos, um Kapital für die eigene Fahrzeugsammlung zu bekommen, die man wiederum bei den Mitspielern ersteht. Wichtig – und witzig – sind die versteckten „Extras“ der Fahrzeuge, die deren Wert steigern oder auch erheblich senken können. Diese „Extras“ werden als zusätzliche, verdeckte Karten den zu verkaufenden Fahrzeugkarten zugeordnet.
Bei der folgenden Feilscherei sind die aufgedruckten Fahrzeugwerte deshalb nur ein grober Anhaltspunkt. Deckt der Verkäufer eine der geheimen Karten auf, um die Katze etwas aus dem Sack zu lassen? Oder vertraut man seinen Versicherungen? Ist ein Fahrzeug gekauft, so löst der Käufer alle „Extras“ ein, indem er für Schäden bezahlt und für Sonderausstattungen kassiert.
Nach zwei Verkaufsrunden und vier erstandenen Autos sucht sich jeder Spieler noch eines der verbliebenen Fahrzeuge aus, angefangen beim reichsten. Danach ist das Bargeld wertlos. Bei der Endabrechnung zählt die Zahl der erstandenen Fahrzeuge, deren Nominalwert sowie eventuelle Serien in gleichen Fahrzeugkategorien.
Lustig sind die Verhandlungen unter den Spielern, wenn sie versuchen, ihre „Schätzchen“ wie sauer Bier loszuwerden. Denn bleibt ein Fahrzeug unverkauft, muss der Verkäufer selbst die verdeckten Karten einlösen. Witzig sind auch die Fahrzeug- und Geheimniskarten – es werden z.B. nicht nur Pkw gehandelt, sondern auch Kinderwagen unter der Kategorie „Sportwagen“. Doch der Witz greift sich schnell ab.
Hinzu kommt der Spaßfaktor „Orthografie“. Liebe Sphinx-Verleger: Lasst beim nächsten Spiel einen Redakteur ran, der ein Wörterbuch schon mal von innen gesehen hat.
Als Einstiegsspiel ist GEBRAUCHTWAGEN HÄNDLER mal ganz nett; oft wird das Spiel aber nicht auf meinen Tisch rollen, dazu nutzt es sich zu schnell ab.
GEBRAUCHTWAGEN HÄNDLER von Jörg Miethe für 2–5 Spieler ab 10 Jahre, Sphinx Family 2006; www.sphinx-family.de
aus der FAIRPLAY Nr. 79
Hallo Arne,
ganz lustig ist übrigens deine Titelverwechslung in der Rezi zu den „Säulen von Venedig“ mit den „Säulen der Erde“. Ist dir das tatsächlich beim Schreiben passiert, oder hat da jemand ein bisschen nachgeholfen?
Erdige Grüße,
Mirko (welcher nicht auf den Säulen der Spielekritik ruht)
Moin Mirko,
nein, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Verwechselung auf mir selbst lastet. Irgendwann wird man beim Schreiben halt betriebsblind, und man sollte keinen Artikel zu „Säulen von Venedig“ schreiben, wenn man parallel das Hörbuch zu „Säulen der Erde“ hört.
Viele Grüße
Arne