Eine meiner Lieblingskolumnen war „Jugend forscht“. Die 13- und 14-jährigen Nachbarskinder des Chefredakteurs testeten Spiele und schrieben anschließend ihren eigenen Text darüber. Wirklich schade, dass ich in dem Alter nicht solch einen tollen Nachbarsonkel hatte. Ich hätte groß rauskommen können.
In den Kritiken der beiden Mädchen lernte ich ein komplett neues Beurteilungskriterium kennen. So hieß es zum Beispiel zu OGALLALA: Man muss nicht unbedingt ein Glückspilz sein, um das Spiel zu gewinnen, denn auch Taktik und Mut sind erforderlich. – „Mut“! Die Vokabel finde ich heute noch großartig.
Die Protagonistinnen wurden älter, und vermutlich war die Kolumne deshalb so kurzlebig. In Heft 17 (Herbst 1991) holte eine von beiden, inzwischen emanzipierte 16, zum Abschied noch mal so richtig den Holzhammer raus und prügelte auf GIRL TALK ein:
Ich weiß nicht, welchen Eindruck die Autoren von Mädchen haben, aber mir persönlich missfällt diese Art, Mädchen damit anzusprechen, dass sie „ihre niedlichen Kulleraugen“ schließen sollen, und dass in der Spielregel die typischen Mädchenklischees wie zum Beispiel „das Mädchen mit dem längsten Haar…“ aus der Schublade geholt werden.
Das ist auch bei der Gestaltung der Spielkiste deutlich zu sehen. Natürlich ist der Kasten in pink und lila gehalten, was sollen Mädchen auch mit blau anfangen. Von überall smilen einen gut aussehende Jungen an, und die Mädchen sind im Stil der „Biggi“-Zeitschriften gestaltet: Dauerwellen, Ohrringe, lange Haare, und und und.
Es folgt Teil 6: Das Riedesser-Interview