Auf der Essener Spiel ’07 hatten es die FAIRPLAY-Scouts gut mit den Liebhabern komplexer Spiele gemeint. Unterhalb der Altersangabe „ab 12“ fanden sie kaum ein Spiel wirklich empfehlenswert. Da ist es umso bemerkenswerter, dass mitten in der Scout-TOP-TEN ein kleines quadratisches Spiel zu finden ist, das als „ab 8“ deklariert ist.
Am meisten Spaß macht dieses Versteigerungsspiel mit maximaler Besetzung, also mit fünf Leuten. Dann werden fünf Karten auf den Tisch gelegt und die Münzen für die vier Spieler bereitgelegt, die bei der Versteigerungsrunde letztlich passen müssen: zwei, drei, vier und sechs Münzen, die „Mäuse“ genannt werden. Zu ersteigern gibt es Katzen. Und zwar die berühmten in Säcke verpackten.
Jeder Spieler hat den gleichen Kartensatz mit verschiedenen Katzen, einem null Punkte zählenden rosa Kaninchen und zwei Hunden. Wir müssen uns alle entscheiden, welche Karte wir zu der Versteigerung beisteuern. Aus je einer Karte von jedem Spieler wird ein großer Sack geschnürt, der nur komplett zu erwerben ist. Einer bekommt also alle Karten, und die Mitspieler kriegen als Entschädigung die Münzen.
Die Schwierigkeit beim Ersteigern besteht darin, dass die Katzen im Sack sind, und ich sie folglich nicht sehen kann. Da gibt es nicht nur Vorzeigetiere mit bis zu 15 Pluspunkten, sondern auch den arg gerupften Looser-Kater mit seinen acht Minuspunkten.
Immerhin wird die vom Startspieler gelegte Karte direkt zu Beginn aufgedeckt. Und der Startspieler muss ein Gebot für die fünf Karten, seine bekannte, vier unbekannte, in Richtung Tischmitte schieben. Anschließend kann reihum beliebig oft dieses Gebot überboten werden. Bis der Erste passt. Der bekommt zwei Münzen.
Für die vier verbliebenen Spieler wird eine zweite Karte aufgedeckt, der Sack lüftet sich also so langsam. Das geht anschließend so lange, bis nur noch ein Spieler übrig ist und nur noch die fünfte Karte verdeckt liegt.
Gewinner einer Runde ist zumeist der, der als vorletzter ausgestiegen ist. Er bekommt sechs Münzen – die gleichbedeutend mit sechs Siegpunkten sind. Und er muss dafür nichts bezahlen. Auf den vermeintlichen Sieger, der stolz die fünf Karten ersteigert hat, wartet hingegen oft nichts Gutes. Er kann zwar auf viele gute Plus-Katzen hoffen. Aber die Minus-Katzen sind eben auch noch da. Und die Karte mit dem großen Hund verjagt die wertvollste Katze. Hilfreich kann ein kleiner Hund sein. Er verjagt die Katze mit dem größten Minus. Es sei denn, es kommt eine zweite Töle. Denn Hunde verjagen sich gegenseitig.
Mit Glück kann das ersteigerte Karten-Quintett aber auch das große Los sein. Ein paar ordentliche Plus-Karten können einen ganz weit nach vorne bringen. Wichtig ist es, dass investierte Geld von dem Brutto-Gewinn abzuziehen. Denn nur dann errechnet man seine Netto-Rendite.
Eigentlich ist das Spiel ganz einfach, und man fragt sich bei der Lektüre der Spielanleitung, was daran toll sein soll. Aber das kriegt man schnell raus. Es ist nämlich gar keine Versteigerungsatmosphäre wie bei Christie’s, sondern eine fesselnde Casinoatmosphäre. Reihum wird immer noch eine Münze draufgelegt. Bis jemand nicht mehr will. Oder nicht mehr kann – was häufig auch vorkommt. Die anderen versuchen weiterhin dranzubleiben. Denn am Anfang zu passen, bedeutet gerade mal zwei Münzen Nachschub. Damit kommt man nicht weit. Da geht man lieber mit. Letztlich versucht man, als einer der Letzten zu passen.
Nicht zu unrecht erinnert das Spiel an POKER. Wenn seine eigene Karte noch verdeckt liegt, kann man zum Schluss noch mal einen großen Betrag oben drauf legen und siegesgewiss lächeln. Und kurz danach passt man und triumphiert. Ein guter Bluff hilft ungemein. Aber es kann auch andersrum ausgehen. Ehe man sich versieht, haben alle anderen gepasst. Und man muss zahlen und Karten nehmen, die man eigentlich gar nicht wollte.
Friedemann Friese hat ein absolut bemerkenswertes Kartenspiel vorgelegt. Es gelingt selten, so viel Atmosphäre in eine so kleine Schachtel zu bekommen. Während die Spielkarten schön groß sind, wünscht man sich echte Casino-Münzen, statt der billigen Plastikchips. Aber ich will nicht meckern, denn das hätte den Preisrahmen womöglich gesprengt.
Naturgemäß ist das Spiel zu dritt etwas lahm, aber zu viert und zu fünft entfaltet es alle seine Möglichkeiten. Den FILOU kann man kaufen – ohne Angst vor der Katze im Sack zu haben. Ob damit der Sieger des à la carte-Kartenspielpreises 2008 bereits feststeht?
FILOU von Friedemann Friese für 3–5 Spieler, 2F 2007
www.2f-spiele.de
aus der Fairplay Nr. 82 (gekürzt)
Gemach, gemach, Freunde. Noch keinen Wahlkampf für „Filou“ in Sachen Fairplay-Kartenspielpreis. Spielt erst mal „Kakerlaken-Salat“…