Liebe Leserinnen und Leser,
was waren das für Zeiten, als ich wie im Schlaf über die Messe reiten konnte. Alle Wege, alle Abkürzungen, ich kannte sie alle. Wo welcher Stand zu finden war, das wusste ich. Zugegeben, in den letzten Jahren gelang es mir immer seltener, einen bestimmten Stand auf Anhieb zu finden oder Fragen nach dem Stand mit diesem oder jenem Spiel zu beantworten? Hatte ich überhaupt schon von diesem Spiel gehört? Zu groß die ganze Messe, zu unübersichtlich. Gut, dass meine Redaktions-Knechte das besser im Griff haben.
Und was ist aus meinem fröhlichen Galopp über die Messe geworden? Nicht mal mehr ein Traben ist möglich. Jahr für Jahr wurde es größer und zugleich enger. Was bleibt mir, als im Schritt mit der Masse über die Messe zu schieben. Und am Sonntag traue ich mich gar nicht erst aus dem Stall, schaue nur wie gebannt auf die stetig vorbeiziehende Menschenmasse. Sonntags muss ich echt nirgends mehr hin, Sonntags sind sowieso alle unsere Abonnenten längst schon wieder weg und spielen in gemütlicher Atmosphäre zu Hause.
Und doch! Jetzt wird alles anders … wenigstens die äußeren Bedingungen. Die Messe kommt in andere Hallen. Statt 4, 5, 6, 9, 10, 11 und 12 jetzt nur noch 1, 2 und 3. Weniger Hallen, weniger Platz? Glaub‘ ich ja nicht, rausschmeißen wird der Merz-Verlag ja wohl niemanden. Also, alles größer, allerdings finden Sie nicht nur uns jetzt woanders. Wo genau?
Alles andere wie gehabt, dieselbe Theke, dasselbe Personal. Auf meine Knechte kann ich mich verlassen, sonst gäb’s auch Lack. Die Scoutaktion muss so gut klappen wie immer. Auch am neuen Standort sind Sie uns willkommen, auch wenn Ihr Weg dorthin ein anderer ist.
Immerhin hat jetzt jeder von uns völlig neue Perspektiven auf die Messe. Altvertraute Wege sind hinfällig. Und wer neue Wege nehmen muss, entdeckt hoffentlich all das, was er sonst übersehen hat. Ich bin ja echt froh darüber, dass jetzt alles neu zusammengewürfelt wird. In meinen Spielrunden würde ich ja gerne mal die Sitzordnung ändern, damit nicht jeder immer nach oder vor denselben Mitspielern seinen Zug machen muss. Ist für das eine oder andere Spiel bestimmt eine Bereicherung. Aber haben Sie das mal versucht?! Was für Widerstände … haben doch immer schon so gesessen. Was bin ich froh, dass mir die Messeleitung das Genörgel abnimmt. Warum ist mein Stand hier und nicht dort? Ich kann mich lächelnd vorbeugen, allen Besuchern locker lässig erklären, dass ich an der neuen Ordnung auf der Messe keine Schuld trage und dass jetzt jeder selbst klar kommen muss. Ich wette, über die Anordnung der Stände wird’s trotzdem viele Gespräche geben. Und vielleicht auch über Sexismus im Spiel. Wir nehmen zu diesem Aufreger nochmal Stellung. Schließlich arbeiten für mich nicht nur Knechte.
Eigentlich bleibt ja sonst doch alles beim Alten. Die einen kommen nach Essen zum Spielen, die anderen zum Kaufen und Schnäppchenjagen. Und doch gibt’s sogar noch eine dritte Spezies, die der Abhohler oder Pick-Upper. Die haben ihre Spiele schon vorher gekauft … naja … die haben die Katze im Sack schon vorher gekauft, muss es wohl heißen. Was dann drin ist? Weiß nicht, aber ich weiß am Ende der Messe dank Ihrer Mithilfe als Scout, welche Spiele gut sind und ich als erste spielen muss. Dass der neue Jahrgang sowieso der allerbeste wird, ist sowieso sonnenklar. Sonst käme ja auch keiner mehr nach Essen!
Wir sehen uns … aber Nörgelei über die neue Hallenaufteilung will ich nicht hören.
Ihr Harry