Fairplay 132 – Rezension: Nidavellir

Anmerkung: Zusätzlich zur Rezension von NIDAVELLIR in der Fairplay 132 gibt es noch eine Kurzrezension zum Spiel in der Fairplay Pre-Scoutkation zur SPIEL.digital 2020.

Gold, Gold, Gold, Gold, Gold

Außerhalb Frankreichs scheint dieses schöne Spiel unbekannt zu sein. Ich hätte es vermutlich auch nie gespielt, wenn ich nicht ein großer Fan unserer Scoutaktion in Essen wäre, weswegen ich mir auch gerne bei anderen internationalen Events solche Formate ansehe. Hätte ich im Februar also nicht auf das „Buzzomètre de Cannes“ geschaut, wäre mir das Spiel vermutlich entgangen.

Das Zwergenreich NIDAVELLIR wird vom Drachen Fafnir bedroht. Wir alle sind beauftragt, schlagkräftige Teams zusammenzustellen, um den Drachen zu vertreiben. Wer zum Schluss die tapfersten Zwerginnen versammelt, darf sich Fafnir vorknöpfen und gewinnt das Spiel.

Zum Glück hat der Zwergenkönig uns allen je 5 Goldmünzen mitgegeben, um die neuen Teammitglieder damit zu „überzeugen“. Zu Beginn der 6–8 Runden verteilen wir dazu je eine Münze auf drei Gasthäuser, in denen sich die Zwerginnen in Kartenform aufhalten. Wer die höchste Münze legt, darf sich zuerst bedienen. Ein originelles Dilemma dabei: Lege ich meine besten Münzen, bekomme ich jetzt die besten Karten. Oder ich entscheide mich, eine meiner Münzen aufzuwerten, um künftige Auktionen zu gewinnen. Dann muss ich aber in dieser Runde Abstriche in meiner Kaufkraft hinnehmen.

Die Zwerginnen gibt es in fünf Berufsgruppen, die bei Spielende unterschiedlich abgerechnet werden. Mal werden Kartenwerte addiert, mal steigt der Wert exponentiell. Immer gilt aber „Viel hilft viel“. Da lohnt es sich natürlich, sich auf wenige Farben zu konzentrieren.

Aber auch hier werden wir verlockt, doch lieber in die Breite zu gehen. Sammele ich ein Kartenset aller Farben, darf ich mir eine der 21 Heldinnen aussuchen, und die haben es wirklich drauf! Hier tobt sich NIDAVELLIR so richtig aus. Mit dem Aufwerten der Münzen, den Auktionen und dem Sammeln der Karten hätten sich schon viele strategische Möglichkeiten ergeben, um das Spiel gerne und häufig zu spielen. Aber die Heldinnen sind das I-Tüpfelchen. Jede von ihnen bietet mir Ansätze, meine Strategie zu verfeinern oder zu ergänzen. Dabei sind die Karten so unkompliziert, dass NIDAVELLIR immer noch ein Familienspiel bleibt.

Das Spiel lernt man schnell und spielt sich sehr fluffig. Durch die Aufteilung in zwei Zeitalter mit eingeschobener Bonusausschüttung auf der Hälfte, wird hier ein schöner Spannungsbogen erzeugt. Meine Mitspielerinnen sind sich einig, dass das Spiel gerne noch ein bisschen länger gehen könnte. Aber wenn’s am schönsten ist, … spielt man am besten noch eine zweite Partie.

Bei der Ausstattung hat sich der Verlag alle Mühe gegeben. Die Gestaltung durch Jean-Marie Minguez gefällt mir sehr gut. Die Illustrationen der Zwerginnen sind schwarz-weiß gehalten, während die spielrelevanten Informationen farbige Akzente setzen. Sehr elegant. Zum Glück sind die Spielkomponenten, außer der Spielregel, komplett sprachunabhängig.

Alles in allem kann ich nur empfehlen, dieses schöne Familienspiel auszuprobieren. Auch nach mehr als 20 Partien haben wir noch nicht genug.

Serge Laget: NIDAVELLIR für 2 – 5 Personen mit Illustration von Jean-Marie Minguez bei GRRRE Games 2020, Spieldauer 30 – 60 Minuten

NIDAVELLIR erscheint inzwischen in einer deutschen Fassung bei Pegasus:
Serge Laget: NIDAVELLIR für 2 – 5 Personen mit Illustration von Jean-Marie Minguez bei Pegasus Spiele 2020, Spieldauer 30 – 60 Minuten


Dieser Text erschien in der 132. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für 24 Euro im Jahr.