Fairplay 134 – Editorial

☐ Liebe Leserinnen und Leser,
☐ Liebe LeserInnen,
☐ Liebe Lesende,
☐ Liebe Leser*innen,
☐ Liebe Leser:innen,
☐ Liebe Lesys,



wo machen Sie Ihr Kreuz und wünschen sich damit, welche Anrede Sie am liebsten hier lesen würden? Ein „Liebe Leser“ steht nicht zur Auswahl. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Da sind wir uns sicher einig. Doch was ist die beste Lösung, um alle einzubeziehen und anzusprechen – gleichzeitig aber nicht über die Sprache zu stolpern und das gewählte Konstrukt als Fremdkörper zu empfinden?


Wir möchten alle in ihrer individuellen Identität ansprechen. In unserem Heft haben wir uns deshalb mit inklusiver Schreibweise versucht. Das haben einige von Ihnen nicht nur wahrgenommen, sondern auch kontrovers kommentiert. Wer von uns welche Lösung für die Schreibweise wählte, war die Entscheidung der schreibenden Person. Apropos „Person“: Während die Wahl des Gendersternchens für Unmut und Leserpost sorgte, wurde unsere Umstellung des Artikelfußes von „… für x bis y Spieler“ auf „Personen“ entweder nicht oder zumindest als nicht störend wahrgenommen. Hach, wenn es doch für alle Fälle so einfach wäre…


Als Idee habe ich kürzlich über „Entgendern nach Phettberg“ gelesen. Als Artikel wird dabei immer „das“ verwendet, als Endung ein -y angehängt. Aus der Anrede wird somit „Lesys“. Klingt doch niedlich. Und gerecht ist es auch, denn so müssen sich alle bewegen. Ein Treffen in der Mitte. Für unser Heft sind wir allerdings noch mitten in der Diskussion. Nehmen wir an, wir stellten in der Redaktion dieselben Optionen wie oben zur Auswahl. Ich wette, die Wahl fiele auf ganz unterschiedliche Optionen.

Eine Option ist oben jedoch nicht enthalten. Der Klassiker vermeintlich inklusiver Sprache ist das generische Maskulinum, das üblicherweise per Fußnote kurz erläutert wird. Was passiert, wenn jemand auf die Idee kommt, zur Abwechslung mal ein generisches Femininum zu nehmen? Unsere Bundesjustizministerin hat es ausprobiert und ein Gesetz durchgehend weiblich formuliert. Folgende Fronten taten sich auf: Der männliche Anteil der Menschheit erklärte seit jeher allen anderen, letztere seien ja beim generischen Maskulinum mitgemeint. Nun kam eine Frau auf die Idee, ein generisches Femininum zu benutzen. Dabei war klar: Alle anderen Menschen waren auch gemeint. Was passierte?

Nach meiner Wahrnehmung ungefähr dies: Die Männer, die vorher den anderen erklärt hatten, dass das Mitmeinen ja total okay sei, wiesen genau dies nun schmollend weit von sich und wollten selbst nicht mitgemeint sein…


Ganz so festgefahren ist die Situation zum Glück doch nicht. Vor allem von „alle Männer“ kann nicht die Rede sein. Tatsache ist, dass wir in der Redaktion ausgiebig überlegen, was eine korrekte und inklusive, zugleich aber gut leserliche Lösung ist. Und da diskutieren nicht nur die Frauen. Vielleicht fehlt wirklich vor allem die Idee, auf Deutsch lesbar zu gendern. Bis es soweit ist, stellen wir auch unsere Umbenennung hinten an. Die FAIRPLAY ist ja auch „Spielermagazin“. Völlig zu Recht wies uns eine Neu-Abonnentin auf der SPIEL.digital darauf hin, dass dies nicht sehr inklusiv sei, sie als Frau fühle sich da nicht angesprochen. Treffer, versenkt. Trotzdem bitten wir um Geduld auf dem Weg zur besten sprachlichen Lösung. Ist eine solche gefunden, bei der wir auf einen langjährigen Bestand setzen mögen, werden wir sie anwenden. Im Moment stehen die Wettquoten für die Beständigkeit der diversen Gendervarianten nach meiner Einschätzung allerdings eher so ähnlich wie die unseres Außenseiters Hold on Harry. Nee, so sehr wir Harry mögen, sprachlich möchten wir hier schon lieber auf einen Favoriten setzen.


Wir wünschen Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr! Auf dass wir uns schon bald wieder sicher und gesund am Spieletisch, so richtig echt und in Farbe wiedertreffen können.


Ihre Desdemona

Dieser Text erschien in der 134. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für 24 Euro im Jahr.

2 Kommentare zu „Fairplay 134 – Editorial“

  1. Ich verrate lieber mal nicht, wie lange ich versucht habe, die Kästchen zu Beginn des Artikels anzuklicken…

    Mein Kreuzchen geht auf jeden Fall an Spieler*innen und Spieler:innen, die finde ich beide gut und sehr einfach zu lesen. Ich freue mich immer sehr, wenn ich in irgendwelchen Texten auf diese Varianten stoße.
    Phettbergs Methode kannte ich noch nicht, finde sie aber eigentlich ganz niedlich. Wird dann nur etwas schwierig, wenn man damit auf Personengruppen referiert, die einfach mal überhaupt nicht niedlich sind, oder wenn man über ernsthaftere Themen spricht.

    Meinen eigenen Blog schreibe ich übrigens im generischen Femininum, bei mir hat sich bisher noch niemand darüber beschwert (das ist aber wohl mehr der bisher noch eher geringen Zahl an Besucher*innen geschuldet).

    Egal, für welche der Möglichkeiten ihr euch im Endeffekt aber entscheidet, ich finde es toll, dass ihr euch darüber Gedanken macht!

    Und zum Abschluss wünsche ich euch noch schöne, verspielte Feiertage!
    Viele Grüße
    Benja-Rosa

  2. Ich plädiere für’s Entgendern nach Phettberg – die m.E. einzige Möglichkeit, welche die Aussprache nicht verkompliziert, angenehm kurz ist, und eben „unverbraucht“. 👍

    Apropos, ein „generisches Femininum“ existiert sprachhistorisch eben nicht: Früher gab es nur eine neutrale Form für alle Geschlechter. Erst im Laufe der Geschichte wurde eine neue Form hinzugefügt, um das Weibliche besonders hervorzuheben. Genau genommen gab es also nur Neutral (für alles) und Weiblich ( für besondere Zwecke). 😉

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