SCHNECK-DI-WUPP, MR. WOLF, DRAGOMINO. Unser Jüngster ist quasi mit den Kinderspielen von Marie und Wilfried Fort aufgewachsen. Kein Wunder also, dass er sich gleich über TOKO ISLAND hermacht und anfängt, das Spiel auszupöppeln und aufzubauen. Natürlich weiß er nicht, dass das Ehepaar Fort auch hinter dem erstaunlich aufgeräumt und geradezu erwachsen anmutenden Schatzsuch-Spiel steckt.
Während der Sechsjährige die Schatztokens sortiert, lerne ich beim Regellesen noch schnell etwas über die Naturwissenschaftler Jean-Baptiste de Lamarck, Josephine Kablik, Caroline Herschel und Charles Darwin, die im Spiel alle eine kleine Rolle spielen. Ich deutete ja bereits an, dass TOKO ISLAND interessanter gestaltet ist als die meisten Kinderspiele.
Toko Island ist eine geheimnisvolle Insel, auf der wertvolle Schätze vergraben sind; Tiki-Statuen, Jade, Kopfschmuck aus Kea-Federn und Ähnliches. In jeder Partie werden wir von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern losgeschickt, um zehn bestimmte Objekte zu finden. Diese Objekte sind jeweils auf einer Karte abgebildet, die nacheinander ins Spiel kommen. Eine ist jeweils sichtbar, sodass wir die Objekte der Reihe nach finden müssen. Dazu arbeiten wir im Team. Ja, auch TOKO ISLAND ist kooperativ.
Die Schatzsuche kann also losgehen. Reihum dürfen wir ein bis drei Tokens umdrehen. Passt das gefundene Objekt zur Karte, geht es weiter mit der nächsten. Passt das Objekt nicht, wird es wieder umgedreht. Bei TOKO ISLAND handelt es sich also um eine Art MEMORY, allerdings um ein sehr cleveres. Je nachdem, wo auf der Insel gegraben wird – im Sand, Dschungel oder in den Bergen – können bis zu drei der unterschiedlich großen Tokens übereinanderliegen. Um an die tief vergrabenen Tokens zu gelangen, müssen die obenliegenden zuerst entfernt werden. Dazu benötigen die Schatzsucherinnen und Schatzsucher verschiedene Werkzeuge – Rechen, Schaufel, Spitzhacke, von denen nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung steht. Sind die Werkzeuge weg, ist die Partie verloren.
TOKO ISLAND ist schon im einfachsten Schwierigkeitsgrad herausfordernd, kann aber weiter skaliert werden. Trophäen und Belohnungen können ebenfalls freigeschaltet werden. Das Spiel hat so etwas wie Kampagnencharakter, ohne dass Elemente dauerhaft verändert werden.
Da ist also ziemlich viel Spiel in der Schachtel und TOKO ISLAND wird auch nicht so schnell langweilig wie viele andere Kinderspiele. Es nimmt die Kinder und mitspielende Erwachsene ernst, so fühlt es sich zumindest an. Den Familien wird etwas zugetraut, jenseits von übertrieben niedlichen Figuren, Drachen, Tierchen und sonstigen Kinderspiel-Konstanten. Redaktionell wurde hier vom Helvetiq-Team ganze Arbeit geleistet, insbesondere von Illustratorin Sandie Sénac-Retaud. Es würde mich deshalb auch nicht überraschen, das Spiel im kommenden Jahr auf der einen oder anderen Nominierungsliste zu sehen. Die mutige und frische Gestaltung des Spiels in Kombination mit der 3D-MEMORY-Mechanik haben zumindest meine Kinder und mich überzeugt.
Hendrik Beuer
Marie Fort und Wilfried Fort: TOKO ISLAND für 1 – 4 Personen ab 6 Jahren mit Illustration von Sandie Senac-Retaud bei Helvetiq 2022, Spieldauer 15 Minuten. Made in China
Dieser Text erschien in der 142. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit: Abonnieren Sie das gedruckte Magazin oder bestellen Sie das einzelne Heft.