Fairplay 143 – Editorial

EDITORIAL

Die offizielle Zeitenwende dauert nun schon mehr als ein Jahr. Unsere Zeitenwende kam schneller als erwartet. Dominique Metzler, Königin der Internationalen Spieletage, hat hingeschmissen. Hingeschmissen? Eigentlich war geplant, dass die Königin noch die #spiel23 mitmacht. Es ist nun anders gekommen, die volle Verantwortung liegt jetzt bei den neuen Geschäftsführern Carol Rapp und Florian Hess. Vielleicht müssen die beiden auch noch ausmachen, wer die Hosen anhat.

Ich hoffe allerdings darauf, dass die beiden gut zusammen können. Nützt ja niemandem, wenn die beiden gegen- statt miteinander arbeiten und am Ende unsere SPIEL darunter leidet. Das wäre wirklich worst case, den sich keiner wünscht und den keiner gebrauchen kann. Über die vielen Jahre, die wir schon dabei sind, wäre das wirklich eine schlimme Entwicklung. Immerhin gibt es jetzt in Bonn noch ein größeres Team, das sich um unsere SPIEL kümmern wird. Gibt sogar noch eine offene Stelle als Messeorganisator:in, Standort Bonn, nicht Essen.

Ein alter Bekannter aus dem PR Bereich ist jetzt auch mit an Bord. Robin de Cleur kommt ebenso wie Caroll Rapp aus dem Asmodée-Stall. Welche Konsequenzen das wohl haben wird? Kommt Asmodée zurück in Halle 3 oder als Aufmacher in die eher unbeliebte Halle 6, über die bereits jetzt schon viele Besucher in die Hallen strömen. Man weeß et niet.
Dann warten wir mal ab und trinken Tee. Ach ja, da war ja noch die andere Messe in Nürnberg. Wiederauferstanden nach zwei Jahren Pandemie-Pause. Da sind wir vor Jahren auch noch hingefahren. Sehen und gesehen werden war damals das Motto, aber irgendwann dann doch nicht mehr nötig.

Das wahre Spielerleben – SpielErleben und SpielerLeben – tobte fortan nur noch in Essen. Und es tobte schön und bunt und überhaupt. Ruhig jetzt, keiner weiß doch, wie sich die nächste SPIEL entwickeln wird. Warten wir mal ab, das Zaumzeug haben jetzt andere Menschen in der Hand. Sind das auch Messeflüsterer wie Königin Dominique? Niemand konnte auf der Messe während der Gala für den Deutschen Spielepreis so emotionale Reden halten und gleichzeitig ganz tough mit unserem Stall umgehen.

Unser Verhältnis zu Dominique Metzler und ihrer Mutter Rosemarie Geu war ja nicht gänzlich unbelastet. Mit Friedhelm Merz, dem Urvater von allem, haben wir uns damals immer bekatzt. Das waren noch Zeiten, als wir dem seligen Friedhelm ein Akkordeon geschickt haben. Ob er sich geärgert hat? Egal, mit den Damen kamen wir fortan besser aus, zu Dominique wurde das Verhältnis immer persönlicher.

Der zweite Chef, denn eigentlich bin ich der einzig wahre Chef, hat oft und vor allem lang mit Dominique telefoniert. Kein Gespräch unter einer Stunde. Die beiden haben sich sogar irgendwann geduzt. Aber so viel ich weiß, haben sich die beiden früher nur selten persönlich getroffen und wenn, hat Dominique ihn gar nicht erkannt. Fairplay gibt’s ja seit Menschengedenken nur im Rudel. Früher sogar nur in langen Staubmänteln. Wenn die altvorderen Fairplayer auftraten, machte sich immer Misstrauen oder gar Furcht breit. Habe ich leider nie miterleben dürfen, vielleicht ist es auch nur eine Legende.

Auf jeden Fall haben sich Dominique und der zweite Chef erstmals vor vier oder fünf Jahren persönlich auf der Messe getroffen. „Ach, du bist das!“ war Dominiques doch etwas überraschter Kommentar. Ich glaube, unser Chef muss den Leuten mehr auf die Füße treten, damit sie ihn nicht vergessen. Aber hoffentlich nicht so, wie es der Erfinder von allem und der Welt tut. Vorsicht wieder: Diese Person ist nicht dieselbe wie der Urvater von allem und der SPIEL.

So lief es irgendwann immer besser und runder mit uns und Dominique. Die Frau hatte alles im Blick, die ganze Messe und überhaupt. Ich wäre gern Mäuschen gewesen, wenn sie sonntags am letzten Tag der Messe mit Entourage von Stand zu Stand schritt. Das war ein wahrer Marathon, den sie mit hörbar angeschlagener Stimme absolvierte. Und trotzdem dauerte der Schnack am Stand bei uns immer einen Moment länger. Fairplay und Dominique, das passte fortan sehr gut zusammen. Wie sich die Zeiten geändert haben, seit meine Knechte seit 1987 auf der Messe präsent sind. Was damals schon sehr familiär war, muss auch in Zukunft so weitergehen.

Eigentlich bin ich guter Dinge, dass die Messe so bleibt wie und wo sie ist. Alles andere wäre sehr schade. Als Pferd gehe ich lieber zum Zirkus als auf einen Markt.

Euer Harry …
… verdrückt zum Abschied leise eine Träne.

Dieser Text erschien in der 143. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit: Abonnieren Sie das gedruckte Magazin oder bestellen Sie das einzelne Heft.