EDITORIAL
War’s gut in Essen? Alles so wie sonst? Ich hab’s so gemacht wie angekündigt. Kurz an unseren Stand, meine Decke abgeworfen und sofort ab dafür. Alles sehr inkognito. Als Pferd falle ich da nicht weiter auf, sehen ja sowieso alle aus wie ich. Wie ich’s fand? Naja, Messe halt, so groß viel hat sich nicht geändert, außer dass jetzt die Szene von ganz normalen Menschen abgezäunt wurde. Richtige Spielerinnen dürfen auf Weide 3 und vielleicht noch auf zwei andere Wiesen. Wiese 6 ist jetzt für Wallache, Stuten und Fohlen. Wir Vielspielerhengste und -stuten bleiben auf unseren Weide unter uns. Lässt sich die Herde so scharf trennen? In meinem Stall gibt’s schwer- und leichtgewichtige Spielerinnen. Äh, ich meine jetzt nicht das Gewicht. Wäre es für uns von Vorteil, nur Vielspielerspiele zu besprechen? Fairplay nur noch auf der 3. Weide?!
Finde ich die Trennung der Weiden nach Zielgruppen gut? Gibt es den von mir viel gepriesenen Jahrmarkt noch? Eigentlich schon, auch wenn die Messe das vielleicht anders und selbst mit mehr Grenzen denkt. Soll jede unter ihresgleichen bleiben, weil sich Familien an den Freaks stören? Weil Hengste mehr stinken? Stimmt doch gar nicht! Ich war auf der Wiese 6, da hat es wesentlich mehr gemüffelt als auf der Weide der Freaks. Pferde, die von der Weide in diese Hallen kommen, riechen den Unterschied. Schön war datt nich!
Was habe ich von den Wiesen mitgenommen? Im heimischen Stall hat mich eine Erkältung erwischt. Oder doch Corona? Und woher habe ich das? Wer ist schuld? Noch vor dem Start hat man die gesammelte Herde, Aussteller und Presse, Youtuber, Podcaster und Schreiberlinge in einen Stall mit einer viel zu niedrigen Decke getrieben. Fast so wie in meinem Stall, wo immer frisches Stroh auf feuchtem Mist landet, bis ich kaum mehr aufrecht stehen kann. Haben sich meine Knechte erst sich und dann mich angesteckt? Hätten die nicht sofort aus dem Vorhof der Coronahölle flüchten müssen?Während der Messe hatten meine Knechte alle Hände voll zu tun. Dieses Mal haben sie sich sogar noch eine tägliche Verlosung ans Bein gebunden. Jeden Tag Spiele unter die Herde zu bringen, sorgte für einen großen Auflauf. Diese Art Aufmerksamkeit macht schon Spaß. Das ist auch gut so, denn wegen der digitalen Scoutaktion musste niemand mehr Wertungszettel vorbeibringen.
War’s ruhiger? Weiß ich doch nicht, war ja nicht da. Sind aber auf jeden Fall mehr Stimmen für die Scoutaktion abgegeben worden als sonst. Meine Knechte haben sich aber auch richtig viel Mühe gegeben und sich über alle Maßen ins Zeug gelegt
Die viele Arbeit für Scoutaktion und Messe hängt ihnen noch stark in den Knochen. Da müssen wir uns echt überlegen, ob wir diesen Aufwand weiter betreiben können, vor allem wenn der Standpreis absehbar steigt. Seit 1987 leisten wir uns den Stand, richtig daran verdient haben wir nie. Also wie steht’s? Können wir mit mehr Unterstützung rechnen? Nur für die Spiele auf dem Regal können und wollen wir den Aufwand nicht mehr betreiben. Schon gar nicht für Verlage, die ihr Spiel nach der Messe zurückhaben wollen. Ich alter Klepper war fassungslos, als das kleine Kartenspiel doch bitte am Ende der Messe zurückgebracht werden soll. Ne, näh?! Ich hab’ dann einen Knecht geschickt, denen ihr Spielchen um die Ohren zu knallen.
Alles nur ein Missverständnis, natürlich dürften wir das Kartenspiel behalten. Na schönen Dank auch! Wie lange machen wir eigentlich die Scoutaktion für Brosamen? Da muss und wird sich was ändern, sonst ziehen wir wie Youtuber oder Podcaster über die Messe und sammeln Spiel um Spiel ein. Wäre viel weniger Aufwand als unser Messestand und die Beute wäre größer.
Ich leg’ mich dann auch nackig in meinen Stall vor die Wand aus Spielen, vorausgesetzt der ist bis dahin ausgemistet. Schöne Weihnachten und Frieden jetzt!
Ihr Harry
Dieser Text erschien in der 146. Ausgabe des Fairplay Magazins. Unterstützen Sie unsere Arbeit: Abonnieren Sie das gedruckte Magazin oder bestellen Sie das einzelne Heft.