Liebe Leser,
„Business as usual“ ist ja eigentlich etwas Gutes, wenn die Geschäfte normalerweise ganz ordentlich laufen. So wie bei FAIRPLAY in Essen. Riesige Menschentrauben am Stand, da sind andere Anbieter garantiert neidisch. Es ist zwar ein wenig blöd, dass wir für rund 95 % dieser Besucher nur die Leute sind, die die nette Scoutaktion veranstalten. Aber da arbeiten wir dran. Immerhin konnten wir, dank unseres professionellen Drückerteams, in diesem Jahr so viele neuen Abonnements verkaufen wie noch nie. Es geht also aufwärts.
Dies gilt auch für die Scoutaktion, die in diesem Jahr bemerkenswert oft für die Qualität der ermittelten Ergebnisse gelobt wurde. Das hätte ich vor einigen Jahren nicht vermutet, als die Kollegen von BoardGameGeek mit viel technischem Aufwand eine ähnliche Aktion installierten. Aber ohne Kontrolle hilft die schönste Technik wenig. Dies demonstrierten sehr anschaulich rund 10 italienische Fans eines Spiels, die gleich passende T-Shirts trugen. 10 Scoutausweise wurden ausgefüllt, und alle verteilten Wertungsbögen kamen postwendend zurück. Eine Note ist ja auch schnell verteilt. Rund 10 Einser für das Spiel auf dem T-Shirt und ganz viel Futter für unsere runde Ablage. Woanders war das Wertungs-Rollkommando deutlich erfolgreicher, denn zumindest kurzfristig hüpfte das T-Shirt-Spiel dort auf einen Spitzenplatz.
„Business as usual“ hieß die Devise anscheinend auch im Rechenzentrum des Veranstalters. Die Hallen waren an allen Tagen ansprechend gefüllt. Die Messe war ganz sicher ein Erfolg, auch wenn es in früheren Jahren gefühlt schon deutlich voller war. Trotzdem wurde – wie in jedem Jahr – im Nachbericht des Veranstalters ein Spitzenbesuchsergebnis verkündet.
Als ich in der Gruga im gut gefüllten Aufzug Richtung Toiletten stand, blieb mein Blick an einem kleinen Schild hängen: „Max. 4 Personen oder 320 Kilogramm“. Also vier Personen stimmt, aber 320 Kilo? Eigentlich dürfte sich das Ding nicht bewegen. Und schon kommt mir der völlig abstruse Gedanke, dass man Spitzenzahlen erreicht, wenn man die Besucher in 80 Kilo Standardmenschen umrechnet. Kennen Sie die Werbung „Ich bin 2 Öltanks“ für doppelwandige Behälter? Also wenn mir im nächsten Jahr jemand einen Zettel auf den Rücken pappt „Ich bin 2 Besucher“, werde ich stinkig.
„Business as usual“ auch bei den vielen Groß- und Kleinverlegern, die mal wieder eine Neuheitenflut produzierten. Eine neue Dimension erreichten allerdings die Spieleschnäppchen des Heidelberger Verlages. Neben dem bekannten Ramschrondell in Halle 10 gab es nun in fast jeder Halle noch einen Stand, an dem man einige richtig gute Spiele zu Schnäppchenpreisen mitnehmen konnte. Folgerichtig liefen sehr viele Besucher mit einer Heidelberger Tüte durch die Hallen, und selbstverständlich meldeten sich bei uns etliche Besucher, die in dieser Ramscherei eine Gefahr für unsere Szene erkannten. Dies ist sicher richtig, aber nicht wirklich durchdacht. Die erstaunlichen Spieleberge, die die Heidelberger in die Hallen transportierten, zeigen doch erschreckend deutlich, wie viele Spiele der letzten Jahre über die normalen Verkaufswege nicht absetzbar waren. Lagerhaltung kostet, und abgelagerte Spiele werden nun wirklich nicht wertvoller. Was soll also ein Großhändler wie Heidelberger machen? Auf zehntausende Euros zugunsten einer gesunden Szene verzichten? Unsere „gesunde“ Szene hat diese Resteberge doch produziert. Der geballte Abverkauf in Essen ist da doch die einzige wirtschaftlich sinnvolle Alternative. Natürlich wurde so eine Menge Kaufkraft abgeschöpft, und man kann sicher davon ausgehen, dass viele der jetzigen Neuheiten in naher Zukunft eine Zweitkarriere auf irgendeinem Ramschstapel starten. Wodurch natürlich wieder Kaufkraft abgeschöpft wird…
Unsere gesunde Szene ist dies eben nicht. Zwischen Angebot und Nachfrage gibt es doch eine bedenkliche Lücke, da muss zwangsläufig irgendwann ein Schrumpfungsprozess einsetzen. Ich vermute, den Beginn dieses Prozesses erleben wir gerade.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Harry
Hi Fairplayer!
Das neue Heft gefällt mir wieder gut und ich frage mich, warum nicht mehr Seiten in Farbe sind. Klar… es geht natürlich um die Kosten. Aber wieviel mehr würde denn ein Heft kosten müssen, wenn das Heft durchgängig in Farbe wäre? Macht doch mal eine Umfrage bei den Lesern, ob das nicht gerne akzeptiert würde. Selbst z. B. + 25% oder + 50% mehr (+ 1,25 € oder + 2,50 € je Heft) wären bei der geringen Heftzahl pro Jahr zu vernachlässigende Mehrkosten, die jeder bezahlen könnte. Oder? Was meint ihr?
Mh… ok, der Heftpreis liegt schon länger nicht mehr bei 5,20 €, sondern bei 6,- €. Meine obige %-Rechnerei ist somit falsch, aber sollte ja auch nur ein Beispiel sein. Auch 2 oder 3 € Mehrpreis wäre mir ein durchgängig farbiges Heft wert.
Hallo Uwe,
vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut uns, dass dir das Heft gut gefällt.
Zu deiner Frage mit den Farbseiten: Hier sind wir etwas in der Zwickmühle. Gerne würden wir das Heft ganz in Farbe gestalten. Der Kompromiss mit den 16 Seiten Farbe kam nach Einholung verschiedener Angebote und redaktionsinterner Diskussion zustande, siehe hierzu auch das Editorial aus Ausgabe Nr. 95. Der technische Fuhrpark unserer Druckerei kann kurze, farbige Druckwerke absolut konkurrenzfähig drucken, aber bei einem so umfangreichen Projekt wie FAIRPLAY sind spezialisierte Druckereien wesentlich günstiger.
Dass wir trotzdem lieber bei der Druckerei der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bleiben möchten, mit der wir schon seit der ersten Ausgabe der Fairplay zusammen arbeiten, hat zwei Gründe: Zum einen wegen der absolut problemlosen Zusammenarbeit, wer weiß was uns bei einer neuen Druckerei erwartet, aber nicht zuletzt auch wegen des guten Gefühls, dass unsere nicht ganz unerheblichen Zahlungen eine soziale Einrichtung und kein kommerzieller Anbieter einstreicht. Eine geplante Aufstockung des technischen Fuhrparks bei Bethel wird womöglich durch Preissenkungen in Zukunft den Sprung auf die komplett farbige Ausgabe ermöglichen. Wir werden in regelmäßigen Abständen bei Bethel nachfragen.
Alles Gute wünscht
Kathrin (fürs Redaktionsteam).