Abacus hätte ein absolut im Trend liegendes Zoo-Spiel unter seinen Neuerscheinungen: doch leider wurde das entscheidende Tier vergessen. ZOOLORETTO kennt keinen Eisbär. Stattdessen wurde ein Portrait des großen Pandas auf den Titel gehoben. Nun war der Panda bislang immer ein großer Star des Berliner Zoos, und es kam auch etwas Trauer auf, als Yan Yan im letzten Monat verstarb. Doch die Begeisterung über Knut (Foto: Jens Koßmagk) ließ alle anderen Tiere zur Staffage werden.
Mein Tipp an die Spiel-des-Jahres-Jury: Macht ZOOLORETTO zum Spiel des Jahres! Aber nur dann, wenn Abacus die Bedingung erfüllt, die Restbestände der Erstauflage zu schreddern. In der Neuauflage muss der Panda weg, und der Eisbär aufs Titelbild rücken. Dann dürfte ein neuer Verkaufsrekord – ich tippe auf 750.000 Exemplare bis Weihnachten – locker möglich sein.
Alternativ könnte auch TRAPPER ein Spiel-des-Jahres-Kandidat sein. Bei diesem Clementoni-Spiel gibt es zwar ebenfalls keinen Eisbär, aber immerhin einen knuddeligen Braunbär. Der ließe sich auf den Plättchen mit einem Federstrich umfärben, und das ausgehungert wirkende Tier auf dem Cover müsste durch ein friedlich-wohlgenährtes ersetzt werden. Spielerisch ist TRAPPER meines Erachtens sehr eingängig, flott und rund im Ablauf – ein wirklich schönes Spiel. Aber diese Erwägungen sollen hier keine Rolle spielen.
Beim breiten Publikum wird es zwar auf keine große Begeisterung stoßen, wenn herauskommt, dass ein TRAPPER ein tiertötender Jäger ist. Doch Clementoni hat vorgebaut: Die Grafik ist so hervorragend gelungen, dass die Spieler den Eindruck haben, dass Bär, Elch, Otter und Wolf in ihrem Kanu mitfahren. Wer keine Angst vor Bären und anderen großen Tieren hat, wird von TRAPPER begeistert sein.
Es sei denn, dass die Knut-Mania so schnell abkühlt, wie der Berliner Zoo-Star aus seinem Babyfell herauswächst. Dann wäre die Spiel-des-Jahres-Jury mit ihrer Preisverleihung im Juli eh viel zu spät dran.