Würfel werfen ist wie Sushi rollen
Was hatten wir schon für einen Spaß mit SUSHI GO PARTY! Besonders zu sechst und mehr. Mit dem Karten-Draften, mit Glück und Pech und Ärgern, wenn einer beim Weitergeben gepennt hat, der Spielfluss deswegen ins Stocken geriet. Passiert hier nicht, geht schließlich nur zu fünft. Dennoch, ein Würfel-Shushi wäre kein Würfel-Sushi, wenn man sich nicht auch tüchtig ärgern dürfte. Wenn einem ein fettes Nigiri abgenommen wird und dafür ein nutzloser Pudding zugeschoben wird. Urrgh…
Mit den Würfeln wird ebenfalls gedraftet, solange sie auf dem Förderband und nicht auf dem eigenen Tablett liegen. Will ich ein Sushi von meinem Förderband, nehme ich es einfach herunter. Fäddich! Und wenn mir die Suhsis nicht gefallen, die vor mir liegen? Solange ich noch Stäbchen-Plättchen mein Eigen nenne, kann ich tauschen. Ich gebe dir bestenfalls ein nicht mehr ganz so punkteträchtiges Suhsi und nehme mir einfach eines deiner supertollen Suhis auf mein Tablett. Für’s Tauschen ist Timing wichtig. Hätte erst gar nicht gedacht, dass SUSHI ROLL feine, kleine und gemeine Winkelzüge bietet.
Kleines, naheliegendes Beispiel: Ich bin Letzter der Runde und eigentlich fast immer am Arsch, weil sich alle bei mir bedienen dürfen. Aber da liegt noch ein grüner Wasabi-Würfel bei mir, der – wenn der weiße Würfel mit rotem Nigiri darauf kommt, neun Punkte auf einen Schlag bringt. Und wenn dann noch von meinem rechten Spieler ein Haufen weißer Würfel zu mir wandert oder ich noch mittels Stäbchen-Plättchen tauschen darf, dann kann es laufen. Ich nehme deshalb gerne Wasabi. Würfel, die im neuen Zug vom rechten Nachbarn per Förderbandplättchen zu mir kommen, muss ich schließlich neu würfeln. Und dann hätte ich eine Auswahl unter den weißen Würfeln. Habe ich noch Menü-Plättchen, dann kann ich zur Not auch selber meine Suhsi neu würfeln. Klappt es oder klappt es nicht? Eine große Portion Sushi-Glück gehört schon dazu. Und natürlich Timing.
Aber auch Erfahrung. Welche Suhsi-Würfel sind in dieser Runde im Spiel und was lässt sich daraus überhaupt lukrativ zusammenstellen? Kann ich mit Makis schnell und ohne großen Aufwand sechs Punkte für die meisten Makis erzielen? Kann ich mir für drei Punkte noch mit einem einzigen Maki die zweite Position bei den Makis verschaffen? Setze ich auf Pudding, die nur am Ende gewertet werden? Wer dann die wenigsten hat, muss sechs Minuspunkte in Kauf nehmen.
Ich fahre meistens ganz schlecht mit Sashimi, für die ich nur selten die drei erforderlichen Sashimi für 13 Punkte zusammenbekomme. Da muss man schon gut würfeln und es müssen genügend blaue Würfel im Spiel sein. Nur auf einer Seite ist das gesuchte Sashimi. Alles nur Glück?! Und wenn’s denn klappt, ist das Hallo aber groß. Soooo groß!!!
Und weil jeder pro Runde genau sieht, wie viele Würfel von jeder Farbe im Spiel sind, ist SUSHI ROLL viel besser zu kalkulieren als jedes SUSHI Kartenspiel. Da sind die Informationen, welche Sushis und Specials im Spiel sind, ganz und gar nicht offensichtlich. Bei SUSHI ROLL kann jeder wenigstens sein Glück forcieren, wer nur genügend Stäbchen zum Tauschen oder Menue-Plättchen zum Neuwürfeln nehmen kann und will.
Aber wer macht das schon, wenn das Förderband vor mir so eine schöne Auswahl bietet. Wenn endlich das rote Nigiri auf den Wasabi-Würfel kommt… Scheiß‘ doch auf Pudding, sollen die anderen sich drum schlagen. Die sechs Minuspunkte für keinen Pudding stecke ich mit meinem leckeren Wasabi-Nigiri locker weg. Alles prima in der Sushi-Bar? Nicht ganz. Das Spiel gibt’s in Englisch, Niederländisch und Französisch. Zoch müsste hier wie bei den anderen Sushi-Spielen ganz schnell zuschlagen und es mit einem größeren Beutel fürs Nachziehen der Sushi-Würfel ausstatten. Und vielleicht reicht auch eine kleinere Schachtel und dickere Chips für Pudding, Stäbchen und Menüs. Obwohl, die dünnen Chips klimpern doch so schön, sagt eine Mitspielerin. Die findet das Sushi-Rollen sogar richtig gut, die Karten-Sushis aber alle doof.
Wolfgang Friebe
Phil Walker-Harding: SUSHI ROLL für 2 bis 5 Personen mit Illustration von Nan Rangsima bei Gamewright 2019, Spieldauer ca. 25 Minuten, Regel in Englisch, sonst sprachneutral