Auch 2022 nehmen meine Knechte die interessanten Neuheiten unter die Lupe . Und diese Kurzrezensionen kann ich ihnen doch wohl nicht entgehen lassen. Oder? Ausführliche Spielkritiken kommen selbstverständlich in den kommenden Fairplays.
Aber jetzt erstmal viel Spaß beim lesen.
Ihr Harry und das ganze Fairplay-Team
Von Peter Neugebauer
Nile Artifacts
„Seid willkommen an den Ufern des Nils, werte Reisende! Für jene, die es schaffen, die Gunst der Götter zu erringen, ist der Reichtum zum Greifen nah. Stattet ihren Monumenten einen Besuch ab, bringt ihnen Opfergaben dar und reist mit ihrem Segen!“
Thema
Im Alten Ägypten den Nil rauf und runter schippern, Artefakte einsammeln und diese den Göttern opfern.
Mechanik
Auf einem Spielbrett mit elf Feldern schlängelt sich der Nil. An den Ufern liegen Artetfak-Kärtchen. Abwechselnd ziehen die Boote und dürfen an den Landeplätzen ein Artefakt nehmen. Manchmal gibt es noch eine Münze, die später taktisch eingesetzt werden kann. Die Zugweite ist beliebig. Wer allerdings am Ende der Laufstrecke in einem Hafen landet, muss warten, bis alle die Strecke absolviert haben. Nach dem Sammeln der Artefakte werden diese den Göttern geopfert, je geschickter, desto besser.
Für wen ist dieses Spiel?
Für erfolgreiche Sammler, für opferbereite Gläubige, für taktische Entscheider.
Potenzial
Die Stärke ist ein stimmiges Spiel bei kurzer Regel und unkompliziertem Ablauf. Wenn das vermittelt wird, ist Potenzial gegeben.
Pros & Cons
- Der Grundmechanismus, beliebig weit vorziehen zu dürfen, gefällt (mir immer).
- Die Auswahl der Artefakte und deren Kombination bei den Opfergaben ist nicht trivial.
- Zufall spielt beim Blindkauf von Artefakt-Kärtchen mit.
- Das Thema, Altes Ägypten – Nil – Opfergaben, ist schon häufiger verspielt worden.
- Die Regel ist eher einfach, das Spielgeschehen fordert trotzdem.
- Leider ist das Regelwerk nicht immer eindeutig und hat didaktische Schwächen.
- Die Holzfiguren, vor allem die Nilboote sind sehr ordentlich.
- Der Grafik merkt man die Erstellung am PC deutlich an.
Meinung
Wegen des erwähnten Grundmechanismus spiele ich gerne immer wieder mit.
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7 Wonders: Architects
„Du hast nur ein Ziel vor Augen: Errichte ein imposantes Weltwunder, das die Zeiten überdauert! Dein Vermächtnis steht auf dem Spiel!“
Thema
Das Errichten der antiken Weltwunder.
Mechanik
Jeder der bis zu sieben Spieler hat ein Bauwerk, das aus fünf Teilen besteht. Diese liegen mit der Konstruktionsseite nach oben und müssen während des Spiels gewendet werden. Wer zuerst alle Bauabschnitte fertiggestellt hat, beendet das Spiel. Gewonnen hat der Spieler mit den meisten Punkten. Der Spieler am Zug wählt aus drei Karten, zwei offenen und einer verdeckten. Die genommenen Karten werden gesammelt und für den Bau wie für Wissenschaft (Vorteile) oder Militär (Exztrapunkte) benötigt.
Für wen ist dieses Spiel?
Für Freunde klassischer Themen. Für Freunde, die das Kennerspiel „7 Wonders“ familientauglich ausprobieren wollen.
Potenzial
Bei der Zielgruppe sicherlich groß, bei Liebhabern des Kennerspiels „7 Wonders“ eher gering.
Pros & Cons
- sehr einfache Regeln
- eher kurze Spieldauer, zu zweit nur 15 Minuten
- schönes Material
- angenehme Entscheidungszwänge
- es kann zu unglücklichen Situationen kommen, wenn auf den offenen Nachziehstapeln nur Karten liegen, die einem partout nicht nützen
- variantenreich, weil jedes Weltwunder andere Vorteile generiert
Meinung
Ich bin Fan von 7 WONDERS. Auch wenn die Architekten-Version nicht an das Basisspiel herankommt, bin ich, vor allem wenn es schnell gehen soll, gerne immer dabei.
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Stella: Dixit Universe
„Sternsucher! Erforscht den Himmel und bringt das Licht in eure Welt zurück. Stella ist ein Spiel im Dixit-Universum, bei dem du Bilder interpretierst, nachdem alle ein gemeinsames Wort bekommen haben. Wähle dieselben Bilder wie deine Mitspieler, um Punkte zu sammeln. Manchmal musst du auch auf Risiko gehen, doch hüte dich vor einem zu tiefen Fall! Möge der beste Sternsucher beginnen!“
Thema
Interpretation typischer Dixit-Bilder aufgrund eines vorgegebenen Begriffes
Mechanik
15 großformatige Bilder liegen in der Tischmitte. Alle haben einen mehr oder weniger surrealen Touch. Ein Wort wird aufgedeckt. Alle müssen geheim und gleichzeitig passende Bild-Wort-Kombinationen festlegen und hoffen, dass auch Mitspieler diese Verbindungen wählen. Dafür gibt es Punkte. Wer allerdings alleine mit einer Interpretation dasteht, stürzt ab. Und wer die meisten Kombis reklamiert, muss auch bei allen richtig liegen, sonst gibt es Punktabzüge. 4 Runden werden gespielt.
Für wen ist dieses Spiel?
Für Phantasten, Bildinterpreten, Empathen, kurz, für alle Dixit-Fans
Potenzial
Bei der Zielgruppe erachte ich das Potenzial für sehr hoch. Ich empfinde es sogar noch als besser im Vergleich zum Spiel des Jahres „Dixit“.
Pros & Cons
- 84 ansprechende Dixit-Karten, eingebunden in ein neues Spiel
- 96 z.T. sehr überraschende (z.B. mit der Vorgabe „Hamburg“) Begriffs-Karten
- Das Spielgefühl ist ähnlich dem Klassiker, allerdings besser, weil auch Interpretationsbegriffe vorgegeben sind. Weniger kreative Mitspieler „stehen nicht auf dem Schlauch“.
- Raffinierte Punktwertung, die Risiko belohnt und Luftikusse ausbremst.
- Jeder verrät durch seine Interpretation auch immer etwas von sich selbst, aber nie auf einer peinlichen Ebene.
- Besonders gut funktioniert das Spiel in großer Gruppe, zu fünft oder sechst.
- Allerdings sehen bei hoher Beteiligung manche Spieler die Bildmotive nur auf dem Kopf. Aufstehen und Um-den-Tisch-Gehen ist dann notwendig.
Meinung
In richtiger und großer Runde bin ich sofort dabei.
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Road Trip: Europa
„Reist durch Europa und erhaltet Punkte für besuchte Länder, Regionen, Kultur und Natur, die lokale Küche und Verkehrsmittel.“
Thema
Reise durch Europa mit ausgelegten Karten.
Mechanik
Roll & Write wird zu Draft & Write. Jeder hält 7 Karten, sucht sich eine aus und gibt den Rest an den linken Nachbarn. So geht es weiter, bis jeder eine Reise durch 7 Länder vor sich liegen hat. Alle besuchten Orte werden markiert. Zusatzpunkte gibt es für schnelles und komplettes Abhaken einer Region, z.B. der 3 baltischen Staaten. Weiter wird Wert auf bestimmte Zeichen auf den Karten gelegt. Diese Symbole können gesammelt und gruppiert werden und erspielen ordentlich Extrapunkte. Das Ganze 4x.
Für wen ist dieses Spiel?
Für Freunde des R&W- (hier D&W-) Mechanismus und alle Europareisenden.
Potenzial
Durch die Draft-Idee hat ein Spieler größeren Einfluss als beim Würfeln. Das will ausprobiert werden und hat deshalb Potenzial.
Pros & Cons
- Der neue Zugriff zu dieser Spielart überzeugt.
- Es gibt viele Verlockungen, vor allem durch die verschiedenen Symbole auf den Karten, die zu ständigem Abwägen zwingen.
- Häufig sind diese Spiele abstrakt, hier ist das Spielgeschehen in ein stimmiges Thema eingebettet.
- Das Spiel funktioniert prächtig in jeglicher Besetzung.
- Die halbstündige Spieldauer passt gut zum Gesamtgeschehen.
- Die relevanten Informationen auf den Karten sind sehr klar.
- Die schmückenden Bildmotive wirken leicht holzschnittartig.
Meinung
Das ist zur Zeit unser Favorit bei den Roll/Flip/Draft & Write-Spielen, bin also stets gern dabei.
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